Als ich schwanger war und im Kindergeschäft stand, um einen Kinderwagen zu kaufen, war ich erst einmal überfordert: Es gab 100 Kinderwägen und alle waren sie unterschiedlich.
Ich hatte keine Ahnung, auf was man beim Kinderwagenkauf achtet und welcher für unseren Fall (ländliche Wohngegend, auf ein Auto angewiesen) der richtige ist.
Nachdem wir mehrere Beratungen in Anspruch nahmen, haben wir uns für ein Modell entschieden, mit dem wir bis heute zufrieden sind.
Daher erzähle ich euch heute erzählen, auf was ihr beim Kauf eines Kinderwagens achten solltet.
In einem separaten Artikel, der noch folgt, stelle ich euch den Kinderwagen vor, für den ich mich entschieden habe sowie das Kinderwagen-Modell meiner Freundin.
Was ist grundsätzlich beim Kauf eines Kinderwagens wichtig?
1. Sitz- und Schieberrichtung variierbar
Bei eurem Kinderwagen solltet ihr grundsätzlich darauf achten, dass die Babywanne (der Teil, in dem das Baby liegt) in der Sitz- und Schieberrichtung variierbar ist, d.h er sollte…
- sowohl vorwärts als auch rückwärts (d.h. mit dem Blick zu euch) einstellbar sein
- beim Sportsitz (dem Folgesitz zur Babywanne) nach vorne oder hinten kippbar sein, damit man das Kind in eine liegende Position bringen kann, wenn es eingeschlafen ist
Hinweis: Im 1. Babyjahr empfehle ich euch, das Kind möglichst nur rückwärts gerichtet im Kinderwagen zu befördern. Hierzu findet ihr unter anderem diese umfassende Studie.
Dieses Video zeigt zudem sehr gut den Blickwinkel eines Babys, das in einem Kinderwagen vorwärts gerichtet transportiert wird. Habt dabei im Hinterkopf, dass Babys und Kleinkinder eine andere Wahrnehmungsweise wie wir haben und viel schneller wie Erwachsene reizüberflutet oder überfordert sind:
Besonders hilfreiche Informationen zu diesem Thema findet ihr auch in diesem Artikel und in diesem.
2. Feststellbremse
Der Kinderwagen sollte unbedingt eine Feststellbremse haben, damit ihr den Kinderwagen fixieren könnt und er nicht davon rollt.
Was sollte ich bei der Auswahl eines Kinderwagens außerdem beachten?
Welcher Kinderwagen der richtige für ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Je nachdem, wie bzw. wo ihr wohnt und auf was ihr Wert legt
, passen verschiedene Kinderwagen zu euch.
Daher stelle ich euch einige Fragen.
Wenn ihr diese für euch beantwortet, habt ihr am Ende eine genauere Vorstellung, welche Eigenschaften euer Kinderwagen haben sollte (und welche nicht).
Mit diesen „Anforderungen“ könnt ihr anschließend bei Bedarf einen Beratungstermin im Fachgeschäft eures Vertrauens wahrnehmen.
1. Euer Wohnort?
Wohnt ihr in einer ländlichen Gegend mit unebenem Geländer oder wohnt ihr in der Stadt?
In ländlicher Gegend
Wenn ihr in einer ländlichen Gegend wohnt und z.B. öfters über unebenes Geländer (Wiesen, Felder, Strände o.ä.) fahrt, sind Stoßdämpfer in den Reifen hilfreich, damit das Kind beim Darüberfahren nicht „durchgeschüttelt“ wird. Zudem sind feststellbare, große Vorderräder am Kinderwagen hilfreich.
In der Stadt
Wenn ihr in einer Stadt wohnt, sollte der Kinderwagen einen kleinen Wendekreis haben. Hilfreich sind hier schwenkbare Räder.
Stellt euch einfach vor dem Kauf vor, ihr wollt mit dem Kinderwagen einkaufen gehen: In welche Geschäfte würdet ihr üblicherweise fahren? Wie groß oder eng sind diese? Wie viel Asphalt oder Bordsteine gibt es auf dem Weg dort hin?
Ihr solltet z.B. durch enge, kurvige Gänge fahren können, ohne ständig mit dem Wagen hängen bleiben. Der Kinderwagen sollte also möglichst wendig sein.
Interessant ist auch der Stauraum im Kinderwagen: Wie viel Kilogramm passen unten in die Ablage und wie groß ist die Ablage?
Wohnt ihr in einer Gegend mit vielen Hügeln oder in einer eher flachen Region?
In beiden Fällen ist eine Feststellbremse wichtig, mit der ihr den Kinderwagen fixieren könnt. So rollt der Kinderwagen nicht davon, wenn ihr kurz anhaltet.
Die Feststellbremse sollte in einer hügeligen Gegend aber möglichst auf zwei Räder wirken, damit die Bremse auch immer zuverlässig funktioniert.
2. Wie transportiert ihr den Kinderwagen?
Fahrt ihr hauptsächlich mit der Bahn oder mit dem Auto?
Im Auto
Muss der Kinderwagen oft im Auto transportiert werden, sollte er möglichst leicht sein und schnell bzw. einfach zusammen klappbar sein.
Bei einem kleineren Kofferraum solltet ihr ihn möglichst klein zusammenfalten können.
Auch ist es hilfreich, wenn der Kinderwagen in ein oder zwei Teile getrennt werden kann. Zwei Teile lassen sich in kleinen Autos je nach Auto platzschonender aufteilen, auch wenn der Kinderwagen an sich eher von der großen Sorte ist.
Mit dem Zug/der Bahn
Fahrt ihr oft mit der Bahn oder dem Zug, ist es wichtig, dass der Kinderwagen nicht zu breit ist, damit er gut durch Türen passt.
Zudem sollte er leicht sein, da ihr ihn häufig anheben müsst.
Es wäre hilfreich, wenn der Griff des Kinderwagens einfach zusammenklappbar wäre. Dadurch spart ihr in engen Räumen wie der Straßenbahn Platz beim Stehen.
Zu den schwerern Modellen gehören die Kinderwagen der Firma Joolz und Emmaljunga.
3. Wie häufig ist der Kinderwagen im Einsatz?
Soll der Kinderwagen nur ab und zu von den Großeltern genutzt werden und ihr als Eltern benutzt eine Tragehilfe? Dann kann man durchaus Abstriche bei der Funktionalität/Verarbeitung,… machen.
Bei häufigem Einsatz lohnt es sich, auf das Gewicht des Kinderwagens zu schauen (nicht nur auf das Gesamtgewicht, sondern auch auf das der Babywanne, des Gestells/Sportsitzes).
Je häufiger ihr mit dem Kinderwagen unterwegs seid, desto höher sind in der Regel eure Ansprüche an ihn sein. Es gibt nichts Nervigeres, als ein schreiendes Kind im Arm zu haben und ewig zu brauchen, bis der Kinderwagen zusammen geklappt ist.
4. In welchem Stockwerk wohnt ihr und habt ihr einen Fahrstuhl?
Wenn ihr in einem oberen Stockwerk wohnt, ist ein seitlicher Tragegriff am Kinderwagen hilfreich.
Wenn der Fahrstuhl eng ist, sollte der Kinderwagen dieselben Anforderungen haben, wie im Zug/der Bahn (siehe 2. Abschnitt).
5. Wo stellt ihr den Kinderwagen ab?
Soll der Kinderwagen im Eingangsbereich eines Mehrfamilienhauses stehen, sollte der Kinderwagen nicht zu groß und sperrig sein. Kann er in der Garage stehen, ist die Größe hingegen nicht so wichtig. Soll er mit in eure Wohnung? Dann wäre es gut, wenn er leicht zusammenklappbar oder teilweise einklappbar ist, um Platz zu sparen.
6. Die Körpergröße von euch und eurem Kind: Wie groß seid ihr?
Ist einer von euch vielleicht groß und der andere (deutlich) kleiner?
Dann achtet darauf, dass die Kinderwagen-Griffe (dort, wo ihr lenkt) höhenverstellbar sind.
Wenn ihr groß seid, könnten Tragebügel für euch komfortabel sein.
Wenn ihr klein seid, ist ein Tragegriff in Form von seitlichen Schlaufen (bewegliche Tragegriffe) hilfreich. Warum? Gerade wenn ihr Treppen hoch laufen müsst, könnt ihr die Schlaufen weiter unten anheben, sodass die schwere Babywanne (mit Gewicht) nicht an die Treppen stößt. Und ihr müsst den Arm nicht so weit hochheben.
Bei kleiner Körpergröße könnte das Tragen der Babywanne mit Tragebügeln eher unangenehm für euch werden, da ihr die Wanne viel mehr hochheben müsst (=Muskelkater :-)).
Wie groß könnte euer Baby werden?
Wenn euer Baby eher groß sein wird (z.B. weil ihr oder viele Familienmitglieder groß sind), ist es wichtig, dass die Babywanne großzügig (und nicht etwa zu kurz und zu schmal) ausfällt.
Weitere Tipps:
- Achtet auf die qualitative Verarbeitung: Schlackern die einzelnen Elemente hin und her oder habt ihr das Gefühl, dass es sich um einen stabilen, kompakten, durchdachten Kinderwagen handelt?
- Testet den Wagen ausgiebig im Laden: Baut ihn zusammen und auseinander. Fahrt mit ihm durch die Gänge, hebt ihn mehrere Male hoch. Und rechnet immer das Gewicht des Kindes hinzu (z.B. 3–6 kg für die Babywanne und 6 — 15 kg für den Sportsitz)
- Wenn es eine Wickeltasche im Laden gibt, versucht diese am Lenker anzubringen und legt ein Gewicht in den Kinderwagen. Kippt der Wagen dabei leicht oder steht er stabil?
- Achtet auf Schadstoffe und schaut euch Testergebnisse der Stiftung Warentest und Ökotest an. Hierzu findet ihr u.a. auch hier und hier Berichte.
- Manchmal ist ein Travelsystem beim Kauf eines Kinderwagens hilfreich. Travelsystem bedeutet, dass du ein Kinderwagengestell nutzt, das immer dasselbe bleibt – nur der Aufsatz ändert sich.
Wenn das Kind noch sehr klein ist, nutzt du als Aufsatz z.B. die Babywanne, in der dein Baby liegt.
Wenn du eine sehr kurze, ebene Strecke schnell zurücklegen willst, ohne den Maxi Cosi herumschleppen zu müssen, nimmst du die Babywanne ab und steckst den Kindersitz (z.B. Maxi Cosi) auf das Gestell.
Wenn das Kind später selbständig (ohne Hilfe oder Unterstützung!) sitzt, tauschst du die Babywanne gegen den Sportsitz aus.
Achtung: Bitte nicht vorher, das ist schädlich für den Rücken und die Entwicklung deines Kindes!
Warum es ungesund ist, das Kind in eine sitzende Position zu bringen, bevor es selbst sitzen kann, habe ich bereits hier erklärt.
Eine Faustregel besagt, dass Babys maximal ca. 30 Minuten am Stück in der Babyschale (z.B. Maxi Cosi) liegen sollten, ansonsten können Schäden an der Wirbelsäule drohen.
Lest hierzu mehr hier nach (springt am besten zum Abschnitt „MaxiTaxi”).
- Wie qualitativ ist die Matratze, auf der das Kind im Kinderwagen liegt? Sie sollte nicht zu hart oder zu weich sein, es sollte kein Schaum herausschauen.
- Das Dach des Kinderwagens sollte möglichst weit nach vorne ausfahrbar sein, damit das Kind vor Sonne geschützt ist. Ansonsten könnte ein zusätzliches Sonnensegel oder ein Sonnenschirm für euch hilfreich sein (dieses kauft ihr am besten gebraucht!).
- Der Kinderwagen sollte das GS-Zeichen oder das TÜV-Zeichen haben.
- Darüber hinaus empfehle ich euch, diesen Artikel zum Thema Kindersicherheit zu lesen, bevor ihr euch für einen Kinderwagen entscheidet.
- Wer Geld beim Kauf eines Kinderwagens sparen will, für den könnte dieser Bericht hilfreich sein.
Was ich euch beim Kauf eines Kinderwagens nicht empfehle
- Es gibt Kinderwägen für Eltern, die so konzipiert sind, dass man mit ihnen gut joggen kann. Ein Beispiel ist der “Joggster Sport” der Firma TFK.
Ich rate euch von diesem Kinderwagen ab. Er kann nur vorwärts gerichtet genutzt werden — das kann ein Kind gerade in den ersten Monaten schnell überfordern. Wenn Babys und Kleinkinder überfordert oder überreizt sind, neigen sie dazu, zu schreien.
- Es gibt Kinderwägen, bei denen das Thema Design im Vordergrund steht (z.B. beim Joolz). Das finde ich persönlich nicht wichtig bzw. überbewertet. Klar soll der Kinderwagen schön anzusehen sein, aber ich brauche nicht das High-End-Design-Modell, das dann aber im Alltag nicht so richtig taugt. Als Mutter ändern sich häufig deine Prioritäten nach der Geburt — Funktionalität wird dann häufig wichtiger als Design ;-). Auch Handbremsen finde ich beim Kinderwagen nicht wichtig (z.B. beim TFK Joggster). Ich selbst wohne in einer Gegend mit starkem Gefälle (vielen Hügeln) und habe noch nie eine Handbremse vermisst!
Eine kleine Anekdote zu Babyone und deren Kinderwagen-Beratung
Interessant fand ich in einigen Babyone-Filialen, dass Freundinnen und mir (unabhängig voneinander) häufig vor allem die Marke Hartan empfohlen wurde. Sowohl beim Kindersitz als auch beim Kinderwagen. Eine Bekannte von mir äußerte einmal den Gedanken, ob es da vielleicht eine Art Provisionsvereinbarung zwischen Hartan und Babyyone geben könnte? Ich bin zu selten im Babyone, als dass ich das bestätigen kann und mir war das bislang auch nicht aufgefallen. Ich will auch keine unwahren Annahmen verbreiten.
Es ist aber trotzdem interessant im Hinterkopf zu behalten, falls man dort einen Beratungstermin in Anspruch nimmt. So könnt ihr darauf Wert legen, dass euch auch andere Kinderwägen ausführlich beschrieben werden.
Hier und hier noch eine Übersicht an Kinderwägen, die von anderen Bloggern empfohlen bzw. nicht empfohlen werden.
Welche Erfahrung habt ihr bei eurem Kinderwagen-Kauf gemacht? Seid ihr zufrieden mit eurem Kinderwagen? Wenn ja, warum? Was gefällt euch nicht?
Was ist euch persönlich bei einem Kinderwagen wichtig?