Hallo Liebes!
Schön, dass du da bist.
Vielleicht kannst du es dir denken oder hast es schon einmal erlebt: Wenn man ein Kind erwartet, hört man es oft: Jungs und Mädchen sind unterschiedlich.
Oft habe ich bei solchen Aussagen die Augen verdreht.
Überhaupt fand ich Bücher wie „Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus“, die auf einen solchen Vergleich abzielten, ziemlich übertrieben.
Als ich dann ein Mädchen zur Welt brachte und meine Tochter früh mit gleichaltrigen Babys spielte, sah ich, dass an der Aussage, Jungs und Mädchen würden sich stark unterscheiden, etwas dran sein musste.
Ich beobachtete, dass Jungs häufig motorisch früher aktiv waren. Sie hatten oftmals die ausgeprägteren Krankheiten (Leistenbruch, Magen-Darm-Grippe,…) bzw. wurden häufiger krank und waren von der Sprachentwicklung langsamer als Mädchen. Sie waren insgesamt bewegungsfreudiger.
Nachdem meine beste Freundin einen Jungen erwartete, wollte ich es wissen:
Ist der große Unterschied zwischen Jungs und Mädchen etwas, was wir uns einbilden?
Oder unterscheiden sich Jungs und Mädchen tatsächlich (und weshalb)?
Neueste Erkenntnisse aus der Gehirnforschung
Bei meiner Recherche nach Antworten stieß ich auf ein Buch des deutschlandweit bekannten Neurobiologen und Gehirnforscher Gerald Hüther. Es heißt „Männer — Das schwache Geschlecht und sein Gehirn“.
Vorab: Fühl dich als Mama nicht von dem etwas unglücklich geratenen Buchtitel abgeschreckt.
Die Erkenntnisse, die Hüther in dem Buch zusammenfasst, sind durchaus interessant. Übrigens durchaus auch für Mütter mit Mädchen ;-).
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Zusammenfassung der wichtigsten Punkte zum Unterschied zwischen Mädchen und Jungen
Worin unterscheiden sich Jungs und Mädchen laut der neuesten Gehirnforschung?
Kleine Jungen haben bereits direkt nach der Geburt ein anderes Gehirn als Mädchen.
Frauen tragen zwei X‑Chromosomen, während Männer ein X- und ein Y‑Chromosomen besitzen.
Auf diesem Y‑Chromosom steht zwar nicht, wie das männliche Gehirn gebaut ist, aber das Chromosom sorgt für einen entscheidenden Unterschied:
Es sorgt für die typische männliche Produktion des antriebssteigernden Testosterons.
Da das Gehirn des Jungen schon im Mutterleib mit Testosteron „umspült“ wird, kommt ein Junge mit einem etwas anders organisierten und strukturierten Gehirn zur Welt als Mädchen.
Welche Auswirkungen hat das fehlende zweite X‑Chromosom auf die Entwicklung von Jungen?
Das fehlende zweite X‑Chromosom führt dazu, dass Jungen mehr Halt als Mädchen brauchen und suchen, weil sie – wie Hüther sagt, auf „kein Ersatzrad” zurück greifen können.
Diesen Halt suchen sie im Außen — daher orientieren sie sich auch stärker im Raum als Mädchen.
Sie suchen weniger nach Gesichtern, sondern häufiger nach räumlichen Orientierungspunkten.
Sie schenken Dingen, die stark und mächtig erscheinen, mehr Aufmerksamkeit (große Traktoren, Waffen, Feuerwehrautos, andere Männer,…).
Sie verspüren aufgrund der Testosteroneinwirkung auch einen stärkeren inneren Antrieb und sind daher häufig motorisch aktiver.

Außerdem kommen Jungen konstitutionell (also von der körperlichen Verfassung) schwächer zur Welt als Mädchen, weil sie durch das fehlende zweite X‑Chromosom empfindlicher für körperliche Störungen sind.
Daher sind es häufiger Jungs, die von einer Fehlgeburt betroffen sind oder die im Laufe der Schwangerschaft und auch nach der Geburt anfälliger für Erkrankungen sind.
Welche Auswirkungen können die Unterschiede im Kleinkindalter auf den Jugendlichen oder Erwachsenen haben?
Wenn sich kleine Jungs schon früh stärker im Raum orientiert habe
, haben sie als Erwachsener oder Jugendlicher möglicherweise ein ausgeprägteres Orientierungsvermögen und besseres räumliches Verständnis als Frauen.Häufig sind es auch die Männer, die Nobelpreisträger, Bergsteiger oder Kosmonauten werden bzw. die in den Vorstandsetagen zu finden sind.
Die Schwäche für den notwendigen Halt im Außen macht kleine Jungs aber auch anfälliger für Angebote innerhalb der Familie oder später innerhalb der Gesellschaft, wie man Halt gewinnt.
Da sie sich als Baby weniger an Gesichtern orientieren, sind sie später womöglich weniger empathisch und weniger kommunikativ als Frauen. Und wenn ein Junge mehr Halt im Außen brauchte, diesen Halt aber nicht bei guten Vorbildern findet, sondern bei verhaltensauffälligen Gleichaltrigen, dann kann es zu dem folgenden Phänomen kommen:
„Schulschwierigkeiten, Ausbildungsabbrüche, soziale Probleme, Kriminalität, Drogenkonsum, selbst- und fremddestruktives Verhalten, Zusammenrottung in radikalen, gewaltbereiten Gruppierungen, Manipulierbarkeit durch fragwürdige Vorbilder und nicht zuletzt Beziehungsstörungen zum anderen Geschlecht – alles mehrheitlich Verhaltensweisen und Merkmale von Jungs und jungen Männern.“
(Interview mit Prof. Gerald Hüther zur Gründung der Initiative „Männer für morgen“)

Wie kann man Jungen nun so erziehen, dass man sie entwicklungsgerecht begleitet?
Kleine Jungen brauchen eine sichere Bindung zu ihren Eltern und Aufgaben, an denen sie wachsen können. Als Eltern haben wir zudem die Aufgabe, sie vor ungünstigen Bedingungen zu schützen.
„Dazu brauchen sie männliche Vorbilder, die ihnen Orientierung bieten und ihnen vorleben, wie sie mit ihrer Suche nach Halt und sozialer Bedeutung umgehen.“
(Interview mit Prof. Gerald Hüther zur Gründung der Initiative „Männer für morgen“)
Damit dies gelingt, sollten Männer am besten viel Zeit mit ihren kleinen Jungen verbringen.
Dies ist aber gerade die Herausforderung und Schwierigkeit unserer Gesellschaft, da Männer meist beruflich stark eingespannt sind.
Kleine Jungen brauchen außerdem Herausforderungen, Abenteuer und Dinge, die ihnen „unter die Haut gehen“. Wichtig ist dabei jedoch, Jungen weder zu unter- noch zu überfordern.

„Wenn der kleine Junge zuhause sitzt und mit viel Mühe fünf Bausteine übereinander gestellt hat, sodass ein kleiner Turm entsteht, dann ist das für den (Jungen) eine riesen Arbeit gewesen, die er da geleistet hat. Und wenn dann der Papa nachhause kommt und sagt „Ach, was für ein schöner Turm, aber ich zeig dir mal was, ich kann noch einen viel größeren bauen“, dann ist das für den (kleinen Jungen) eine Katastrophe.“
(Gerald Hüther im Interview mit H. Obuch, Nordwest Radio)
Hüther fordert daher für die heutige Generation der Väter eine moderne Pädagogik:
Nicht den kleinen Jungen etwas vorsagen oder mit dem eigenen Wissen vor dem Kind prahlen. Sondern Kinder zu ermutigen, einzuladen und zu inspirieren, sich dieses Wissen selbst anzueignen- darin bestehe die Kunst.
Dazu sollten die heutigen Väter eine authentische, männliche Identität entwickeln die nicht mehr von den alten Rollenbildern des vergangenen Jahrhunderts geprägt ist.
Das heißt, sie sollen ein Rollenbild entwickeln, das nichts mit der schwarzen Pädagogik zu tun hat.
Mit dieser sind allerdings die allermeisten im heutigen Alter von 20 bis 50 noch aufgewachsen.
Väter sollten laut Hüther echte Verantwortung übernehmen: Kinder nicht als Objekte, sondern als Subjekte zu betrachten und sie dabei zu begleiten, echte Begeisterung entwickeln zu können. Dafür ist es nötig, sich möglichst häufig an den Interessen und Bedürfnissen des Kindes zu orientieren — und nicht an dem, was man selbst für richtig und bedeutsam betrachtet.
Laut Hüther werde das neue Rollenbild so von den Männern an die kleinen Jungs weitergeben und diese werden zu liebevollen, verantwortungsvollen und authentischen Männern erzogen.
Das Interview mit Gerald Hüther als Podcast
Anhören kannst du dir das Interview mit Gerald Hüther übrigens hier:
Teil 1:
Teil 2:
Erzähl mir mal: Hast du einen Jungen oder ein Mädchen? Hast du auch die Erfahrung gemacht, dass es Unterschiede zwischen Jungs und Mädels gibt? Wenn ja, welche hast du beobachtet?
Ich freue mich, wenn du in den Kommentaren deine Erfahrungen teilst.
Alles Liebe,
Deine Natalie
Quellen:
https://www.planet-wissen.de/natur/forschung/hirnforschung/pwiedasgehirndesmannesdiemaervomgenetischenunterschied100.html)
https://www.lernwelt.at/downloads/interview-huether-gerald_prof_dr_maenner_das‑s.pdf
https://vaeter-ggmbh.de/wp-content/uploads/2020/03/Echt-Maennlich.pdf
http://www.miss-tilly.de/artikel/artikel/das-schwache-geschlecht.html
http://www.maennerfuermorgen.com/uploads/downloads/M%C3%A4nner_f%C3%BCr_morgen_Interview_mit_Gerald_H%C3%BCther.pdf
https://www.convivio-mundi.de/texte-bibliothek/bildung/interview-mit-prof-dr-gerald-huether.html